Auf dem rund 12.000 Quadratmeter große Areal der Wiesenburg gibt es einen vielfältigen Nutzungsmix aus Wohnen, Kunst, Kultur und Handwerk. Die denkmalgeschützte Gebäudesubstanz des ehemaligen Obdachlosenasyls ist behutsam saniert wurden, um ihren ursprümlichen Charme zu erhalten. Ein Nutzungskonzept für die anstehenden Sanierungsmaßnahmen, das die verschiedenen Interessen berücksichtigt, wurde in einem Beteiligungsprozess erarbeitet.
Das Grundstück Wiesenstraße 55 liegt im Ortsteil Gesundbrunnen des Bezirks Mitte. Es ist über eine ca. 14m breite Zufahrt zu erreichen, die direkt neben einem Sportplatz liegt. Im Norden wird es von der Ringbahn begrenzt, die in diesem Bereich als Hochbahntrasse verläuft. Rückwertig grenzt das Grundstück direkt an die Panke. Im nördlichen Bereich schließt sich die Kollberger Straße an, die durch sechs- bis achtgeschossige Häuser unterschiedlichster Baujahre geprägt ist und im Bereich des Grundstücks auch an einen öffentlichen Kinderspielplatz grenzt.
Diese „gefangene“ und abgeschiedene Lage führte dazu, dass der Berliner Asylverein für Obdachlose in den Jahren 1895 bis 1896 auf dem Gelände das Obdachlosenasyl Wiesenburg als Männerasyl mit 700 Plätzen errichtete. Dazu gehörte das sogenannte Beamtenwohnhaus, das noch heute als Wohnhaus erhalten ist und genutzt wird. In den Jahren 1905 bis 1907 wurde im südwestlichen Grundstücksbereich das Frauenasyl mit weiteren 400 Plätzen ergänzt. So konnten hier durchschnittlich ca. 300.000 Menschen pro Jahr übernachten. Bereits während des 1. Weltkriegs wurde das Gelände des Frauenasyls als Konservenfabrik gewerblich genutzt. In den Folgejahren kamen weitere Flächen auf dem Gelände hinzu, die ebenfalls gewerblich genutzt wurden. Zum Ende des 2. Weltkrieges wurden große Teile der Wiesenburg zerstört und in der Folge nicht wieder aufgebaut. Nur im Bereich des Wohnhauses sind die Wohnungen erhalten geblieben. Der größte Teil der ursprünglichen Gebäude ist im Lauf der Jahrzehnte zu Ruinen und baufälligen Gebäudeteilen verfallen, die nun zum Teil erheblich mit Baumbestand über- und durchwachsen sind.
Im Rahmen ihres Auftrages als städtisches Wohnungsunternehmen hat degewo unter Achtung des Denkmalschutzes und des besonderen Wertes der Anlage als sozio-kultureller Bereich den Bestand im südlichen Grundstücksbereich durch kostengünstigen Wohnungsneubau ergänzt. Dazu wurde in mehreren Werkstattverfahren unter Hinzuziehung wesentlicher Einrichtungen des Bezirksamtes, mehrerer Architekturbüros und des Landesdenkmalamtes eine Entwicklungsrichtung und Bebauungsstruktur für den Neubau erarbeitet und einvernehmlich verabschiedet.